Psychiatrisch erkrankte Kinder bleiben jahrelang unbehandelt

In der heutigen Sitzung der Untersuchungskommission hat Herr Prof. Christian Popow, Kinder- und Jugendpsychiater am AKH, unvorstellbare Versorgungsmängel für Wien aufgezeigt:
* 1 Kinder- und Jugendpsychiaterin mit Kassenvertrag für ganz Wien
* der Bedarf von 180 – 200 kinderpsychiatrischen stationären uns tagesklinischen Betten ist zu 30% qualitativ gut und zu 50% insgesamt gedeckt
* monatelange Wartezeiten auf ein stationäres Bett und einen Ambulanztermin sind die Regel
* es gibt keine Langzeittherapieeinrichtung für besonders schwierige Kinder und Jugendliche in Wien
* kostenlose Ergotherapie ist nicht zu bekommen
* jährlich bleiben 100 bis 150 Kinder mit Schulangst ohne Therapie und unbeschult zu Hause, weil die Wartezeit auf einen Therapieplatz 9 Monate bis 1,5 Jahre dauert.

Besonders gravierend ist die Unterversorgung für autistische Kinder. Sie warten in Wien 1 Jahr auf ein Erstgespräch und ein weiteres Jahr dauert es, bis zumindest sporadische Therapiegespräche (1 Std. alle 1-2 Wochen, nötig wären 3 Std./Tag) beginnen. In dieser Zeit besteht die Gefahr, dass die Krankheit chronifiziert und danach nicht mehr behandelbar ist.
Die Leiterin der Jugendwohlfahrt, Renate Balic-Benzing, durfte in der Untersuchungskommission nicht aussagen und das hat offensichtlich gute Gründe. Prof. Popow berichtete, dass Kinder und Jugendliche bis nach Ostdeutschland zur sozialpädagogischen Betreuung verschickt werden müssen, weil das Geld und die Einrichtungen dafür in der Jugendwohlfahrt Wiens fehlt.
Aus sozialmedizinisch/sozialtherapeutisch behandelbaren Krankheiten werden aufgrund des jahrzehntelangen Negierens der SPÖ, des Amtes für Jugend und Familie und des KAV Probleme, die die Kinder und Jugendlichen oft zu problematischen Erwachsenen machen, die in ihrem weiteren Leben oft weder in der Arbeitswelt noch in sozialen Beziehungen Fuß fassen können.
Denn sozial Schwache und die untere Mittelschicht, können sich die Angebote des prosperierenden Privatmarktes im Bereich Kinder- und Jugendtherapie nicht leisten und bleiben damit unversorgt. Popow berichtete, Wien sei weit davon entfernt auch nur einem Minimal-Standard zu bieten und dass er einer Mutter die mit ihrem autistischen Kind vor Wien in Istanbul und dem Libanon gelebt hatte sagen misste, dass das dort gebotene Niveau Wien nicht bieten kann.

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