Primar David ist großteils beglückt über die Situation im psychiatrischen Zentrum OWS.

Deutlicher könnte der Unterschied kaum sein. Die am Bett arbeitenden und den Nachtdienst versehenden ÄrztInnen (von 13 Uhr – 8 Uhr) des OWS berichten über drückenden Fachärztemangel, massenhaft notwendige Überstunden,Risiko der Übernahmefahrlässigkeit und burn out. Nicht so Herr Dr. David, Primar auf der Abteilung für forensische Psychiatrie und Alkoholkranke und in dieser Funktion von sämtlichen Nachtdiensten befreit. Für ihn ist die Personalsituation fast beglückend: „Personal ist ausreichend vorhanden, mehr wäre schön“

Wie dieses Faktum allerdings damit zu vereinbaren ist, dass Herr Primar David im Sommer dieses Jahres mehrmals auf sämtliche Bitten der in der Routine tätigen ÄrztInnen nach Unterstützung abschlägig antworten mußte: „Leider können die ÄrztInnen der Abteilung Forensische Psychiatrie und Alkoholkranke wegen ähnlich gelagerter Belastungssituation hier keine Unterstützung anbieten.“, blieb ungeklärt. Überhaupt wurde von David ein durch und durch „beglückendes“ Bild über den Arbeitsalltag im Psychiatrischen Zentrum gemalt.

Qualitätszirkel und Arbeitskreise wurden nur installiert um „noch besser zu werden, denn gut waren wir immer“. Dass die baulichen Verbesserungen und die zusätzliche Zuteilung von Personal jahrzehntelang gedauert hat und just in die Zeit der Einsetzung der Untersuchungskommission fiel, findet Herr Primar David „relativ schnelles Handeln“.

Wenn das die Unterstützung ist, die die überlasteten ÄrztInnen im psychiatrichen Zentrum durch ihre Führung bekommen, erklärt dies vielleicht den Umstand, dass in den letzten Jahren von 43 FachärztInnen 20 das psychiatrische Zentrum verlassen haben.

„Ja, Ihr Kind hat dieses Problem, aber ich kann Ihnen nicht viel anbieten.“

In der letzten Sitzung der U-Kommission war Christian Popow, Kinderarzt, Kinderpsychiater und Psychotherapeut zu Gast. Er schilderte, dass in Wien arme Kinder schlechtere Chancen auf Therapie hätten. Lesen Sie mehr darüber im wörtlichen Protokoll (download siehe unten).

Popow: „… Das tut weh, wenn man den Eltern sagen muss: „Ja, Ihr Kind hat dieses Problem, aber ich kann Ihnen nicht viel anbieten.“ Ich kann sie zum Verein für Autistenhilfe schicken, die jetzt langsam sich bemühen, jetzt etwas aufzubauen für diese Kinder. Ich kann sie ins Zentrum für Entwicklungsförderung in der Langobardenstraße oder nach Strebersdorf schicken, wo sie nach einer Wartefrist vielleicht einmal einen Zehnerblock Ergotherapie bekommen können, wo es insgesamt vier TherapeutInnen gibt, die eine Stunde pro Woche statt drei Stunden pro Tag diese Kinder behandeln. Und das sind Zukunftschancen, die auf diese Weise, ich gebe zu, in einer Sondergruppe von Kindern, aber wirklich vertan werden…“

Downloads

* Wörtliches Protokoll U-Komm. Psychiatrieskandal 4.12.08
* Beschlußprotokoll U-Komm. Psychiatrieskandal 4.12.08