Grüne erwarten von der SPÖ Transparenz, Aufklärungswille und keine Tricks

In einem heutigen Pressegespräch betonten Klubobfrau Maria Vassilakou und ich, dass die Grünen keinerlei Verständnis für die Hinhalte- und Verweigerungstaktik der  SPÖ aufbringen werden. Es muss auch für die Wiener Untersuchungskommission gelten, was die SPÖ für den aktuellen Untersuchungsausschuss im Parlament fordert: Vorlage aller notwendigen Akten und Dokumente, sowie  ausführliche ZeugInnenbefragung. Wenn sich die SPÖ selbst  ernst nimmt, dann wird auch  der PSD  als wichtigster ambulanter Versorger in der Wiener Psychiatrie  am Prüfstand der Untersuchungskommission stehen. Auch die Vorlage von aussagekräftigen Dokumenten wird sich nicht länger verhindern lassen.

Am kommenden Donnerstag wird mit Herrn Prof. Hinterhuber (Universität Innsbruck), der erste Sachverständige zum Thema „state of the Art“ Versorgung in der Psychiatrie gehört werden. Zuvor sollen eine Reihe von Beweisanträgen  zur Abstimmung kommen.Wir Grüne werden unter anderem ZeugInnen aus dem Otto Wagner Spital laden. Es wird sich am Abstimmungsverhalten zeigen, ob die SPÖ die Aufklärung unterstützen oder behindern will.

Sigrid Pilz

Transparenzabkommen

Zum Auftakt der Psychiatrie-Untersuchungskommission brachten wir ein Transparenz-Abkommen ein, das während der Tätigkeit der Kommission Gültigkeit haben soll. Denn es ist für die einjährige Arbeit, die vor uns liegt, unabdingbar, dass zentrale Spielregeln eingehalten werden. Ich habe vorgeschlagen, dass sich alle Kommissionsmitglieder auf das vorgelegte Transparenz -Abkommen im Interesse einer konstruktiven Zusammenarbeit und einer lückenlosen Aufklärung verpflichten: Das Transparenzabkommen als Word-Dokument.

Verhindern-Verschieben -Verschweigen

Die heutige Start-Sitzung der Untersuchungskommission hat die Strategie der SPÖ Fraktion offen gelegt: mit allen Mitteln und Tricks soll die Aufarbeitung der Vorwürfe im Psychiatrie-Skandal behindert werden.

Verhindern:

Grüne und ÖVP beantragten heute  die Vorlage von Dokumenten aus dem PSD (Psychosozialer Dienst). Die SPÖ lehnte ab mit dem fragwürdigen Argument, man müsse erst prüfen, ob der PSD im „Wirkungsbereich der Gemeinde Wien“ angesiedelt wäre. So ist das also: Die jeweils amtierende Gesundheitsstadträtin ist Präsidentin des PSD, der zur Gänze aus Mitteln der Stadt finanziert wird und in dessen Vorstand GemeinderätInnen sitzen und nun will man seitens der SPÖ erst von Verfassungsexperten Herrn Prof. Mayer prüfen lassen, ob man überhaupt zuständig sei! Offensichtlich will die rote Fraktion versuchen, den Antrag auf Einsetzung der Untersuchungskommission, der unter anderem  den PSD zu Prüfungsgegenstand hat, auf diese Weise zu unterlaufen. Die Grünen nehmen diese undemokratische Vorgangsweise nicht hin und ersuchten den Vorsitz um rechtliche Klärung dieser Frage bis zur nächsten Sitzung. Auf das Gutachten des Herrn Prof. Mayer darf in diesem Punkt nicht gewartet werden, die Klärung ist auf Magistrats-Ebene zu herbeizuführen. Da der Auftrag auf Prüfung auch im Hinblick auf den PSD bei Einsetzung der Untersuchungskommission erteilt worden war, wird sich gewiss herausstellen, dass die Durchleuchtung dieses gemeindeeigenen ambulanten Anbieters von Psychiatrie-Versorgung  nicht einmal durch Mehrheit zu verhindern sein wird.

Verschieben

Grüne und ÖVP beantragten die Ladung von Angehörigen, bzw. Anwälten, die Auskunft geben können über negative  Erfahrungen und Leidensgeschichten von PatientInnen, insbesondere im Otto Wagner Spital  (OWS ). Seitens der SPÖ wurden diese Anträge verschoben, mit dem Hinweis, dass man verhindern sollte, dass PatientInnen-Daten  öffentlich würden. Die Begründung ist nicht stichhaltig: seitens der Grünen wurden ausschließlich ZeugInnen vorgeschlagen, die sich ausdrücklich für eine öffentliche Kritik der Zustände, die sie erlebt haben,  bereit erklärt hatten. Die Argumentation der SPÖ lässt den Betroffenen außerdem  keinen Spielraum für eigene, mündige Entscheidungen. So hat die junge Frau, die im OWS Brandverletzungen erlitten hatte, ihren Anwalt ganz ausdrücklich ermächtigt, ihre Sache öffentlich und gegenüber der Untersuchungskommission zu vertreten. Andere PatientInnen haben sich in Selbsthilfegruppen organisiert. Soll diesen AktivistInnen etwa auch ein Maulkorb umgehängt werden? Es kann nicht hingenommen werden, dass die SPÖ mit dem Verweis auf die psychische Erkrankung der Menschen, den Betroffenen jedes Recht abspricht, in der politischen Debatte um die Psychiatrie in Wien, ihre Standpunkte und Erfahrungen einzubringen!

Verschweigen

Grüne und ÖVP beantragten die Vorlage von internen Dokumenten aus den Krankenhäusern und dem PSD, die belegen sollen, wer zu welchem Zeitpunkt von den Missständen, der Personalnot und der fehlenden medizinischen Ausstattung insbesondere im Otto Wagner Spital gewusst hat. Wiederum lehnte die SPÖ rundweg ab: Begründung: mit derartigen „Wagenladungen von Papier, würde die Kommission zugeschüttet! Man könne ja ohnehin anlässlich konkreter Zeugenladungen konkrete Dokumente anfordern.“ Offenbar ist die Mehrheitsfraktion nicht interessiert, schwarz auf weiß zu lesen, wie sehr und wie eindringlich das Personal seit Jahren über die Mangelausstattung klagt und dass die Vorgesetzten und die verantwortliche Politik darüber Bescheid wissen mussten. Die Anträge, einschlägige Dokumente vorzulegen, werden seitens der Grünen jedenfalls neuerlich eingebracht.
Sigrid Pilz

Willkommen zum Blog!

Willkommen im Blog zur Untersuchungskommission zur Situation der Psychiatrie in Wien! Mit diesem Blog wollen wir umfassend über die Untersuchungskommission informieren. Wir werden im Vorfeld jeder Sitzung Unterlagen, Tagesordnungen und Zeugenlisten zur Verfügung stellen, während der Sitzungen berichten und Protokolle veröffentlichen.

Vielen Dank für Ihr Interesse an diesem wichtigen Thema,

Gemeinderätin Sigrid Pilz

1. Sitzung der U-Kommission am 25.3.08 9.30 Uhr

Tagesordnung:

1. Konstituierung

2. Allfälliges

Der Vorsitz wurde ausgelost

Das Los hat entschieden: Der Notar Dr. Dieter Baumgartner übernimmt den Vorsitz der U-Kommission. Seine Stellvertreterin wird Dr. Elisabeth Rech sein. Baumgartner hat eine Kanzlei im dritten Bezirk und hatte bereits den Stellvertretenden Vorsitz bei den beiden bisherigen Untersuchungskommissionen. Rech ist Rechtsanwältin in Wien und Vizepräsidentin der Rechtsanwaltskammer Wien.