In der heutigen Sitzung der Untersuchungskommission hat die Psychiatrie-PatientInnenanwältin Mag. Beatrice Kaufmann vom „Vertretungsnetz“ ausgesagt. Frau Kaufmann hat mit ihrer Aussage die mangelnde Qualität in der psychiatrischen Versorgung am Otto Wagner Spital einmal mehr kritisiert.
Frau Kaufmann bestätigte, dass viele Bewegungs-Beschränkungen von PatientInnen aufgrund von Personalmangel angeordnet werden müßten und dass durch den Personalmangel Beschränkungen auch länger als medizinisch nötig andauern würden.
Die von PatientInnenenanwälten immer wieder geforderte 1:1-Betreuung für fixierte PatientInnen ist im OWS auf Grund des Personalmangels nur in Einzelfällen möglich. Weiters kritisierte Frau Kaufmann, dass die Information über die Anwendung von Beschränkungen an die PatientInnenanwälte mangelhaft ist.
Seit dem Jahr 2008 würde im OWS häufig nur die erstmalige Bewegungs-Beschränkung gemeldet, die darauf folgenden nicht mehr, obwohl dies im Gesetz vorgeschrieben ist. Besonders dramatisch ist,
dass in jenen Fällen, wo PatientInnen während der Unterbringung zu Schaden gekommen sind, die PatientInnenanwälte darüber nicht informiert wurden.
Eine offene Psychiatrie, wie sie in ganz Wien praktiziert wird, braucht nach Angaben von Frau Kaufmann genügend Personal. Dieser Schritt wurde aber nie vollzogen. Das erklärt auch, warum es in Wien im Vergleich zu den anderen Bundesländern so viel mehr Beschränkungsmaßnahmen gibt.
Es zeigt sich ganz deutlich, dass die offene Psychiatrie durch den Personalmangel immer mehr zu einer Anhalte-Psychiatrie wird.
Die zusätzlichen Stellen für TurnusärztInnen, die dieses Jahr für das OWS genehmigt wurden, sind ein erster, kleiner Schritt in Richtung Behebung des Personalmangels. Doch ersetzten sie nicht die längst überfällige Personalaufstockung im FachärztInnenbereich, im TherapeutInnenbereich und in der Pflege.