Do. 4.Dezember – 24. Sitzung der Untersuchungskommission

Am Donnerstag, dem 4. Dezember 2008, um 12.00 Uhr, findet die 24. Sitzung der Untersuchungskommission
des Wiener Gemeinderates „Gravierende Missstände in der Versorgung
von psychiatrischen PatientInnen im Verantwortungsbereich der Gemeinde
Wien“ im
Rathaus, Arkadenhof, EG, Top 24,
statt.

Tagesordnung:
1) Zeugeneinvernahme von Frau OSRin Mag. Renate Balic-Benzing
2) Zeugeneinvernahme von Herrn Univ.-Prof. Dr. Christian Popow
3) Allfälliges

Stadträtin Wehsely diffamiert die ÄrztInnen des OWS

GR Sigrid Pilz hat in der heutigen mündlichen Anfrage Frau Stadträtin Wehsely mit einem internen Schreiben der ÄrztInnenschaft im OWS konfrontiert. Dieses, von den dienstplanerstellenden ÄrztInnen an Frau Direktorin Kalousek und Frau Direktorin Herbeck gerichtete Schreiben berichtet über die ständige Arbeitsüberlastung und die Unmöglichkeit die ärztlichen Dienste in einem ausreichendem Ausmaß besetzen zu können.

Die Beantwortung von Frau Stadträtin Wehsely kann nur als zynisch und fern jeder Realität bezeichnet werden. Im Folgendem, die Antwort im Originaltext:

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Damit ist die 4. Anfrage beantwortet.

Die 5. Anfrage entfällt wegen der heutigen Abwesenheit von GR Mahdalik.

Die 6. Frage wurde von GRin Dr Sigrid Pilz gestellt und ist an die Frau amtsf StRin der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet. Bitte, Frau Stadträtin.

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Aus der Entwicklung der Jahre 2005 bis 2008 ist ersichtlich, dass sowohl die Anzahl der systemisierten Posten als auch die entsprechenden Vollzeitäquivalente bis zum heutigen Tag deutlich gestiegen sind.

Für das Otto-Wagner-Spital lässt sich daher sagen, dass ausreichend Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie für die Patientinnen- und Patientenversorgung zur Verfügung stehen. Gegenüber 2007 sind es um 5,44 Vollzeitäquivalente mehr.

Im Otto-Wagner-Spital standen allen psychiatrischen Abteilungen in den Jahren 2005 und 2006 rund 85 Dienstposten für Ärztinnen zur Verfügung. Diese waren im Jahr 2005 mit rund 80 Vollzeitäquivalenten, im Jahr 2006 mit 78 Vollzeitäquivalenten besetzt. Die Dienstpostenzahl wurde bereits im Jahr 2007 um 3,5 Dienstposten und seit 2008, seit Oktober um 17 Dienstposten auf 105,5 Dienstposten für Ärztinnen und Ärzte erhöht. Im gleichen Zeitraum waren die mit 101,75 Vollzeitäquivalenten besetzt, der 18. Dienstposten wird ab dem 1.12.2008, also ab nächsten Montag, besetzt.

In den vergangenen Jahren haben Fachärzte und Fachärztinnen für Psychiatrie im Nachtdienst die Regionalabteilungen des Otto-Wagner-Spital teilweise übergreifend betreut. In mehreren Gesprächen und vor allem auch unter Aufgreifen der konstruktiven Vorschläge und Ideen von Primarärztinnen und Primarärzten, von Ärzten und Ärztinnen des Mittelbaus, der Dienstplanverantwortlichen und der Teilunternehmensdirektion wurde ein gemeinsamer Weg erarbeitet, um schrittweise eigenständige Fachärztinnen und Fachärzte, Diensträder für alle Abteilungen zu ermöglichen. Die rechtlichen und dienstrechtlichen Vorkehrungen wurden dabei bereits getroffen.

Was mir aber schon wichtig ist, weil wir leben in Wien und das ist ganz besonders wichtig, aber dazu, um hier auch Relationen festzustellen, ist es immer wichtig, ein bisschen über den Tellerrand zu schauen, deshalb möchte ich darauf hinweisen, dass bereits vor der Schaffung zusätzlicher Dienstposten im Otto-Wagner-Spital im Schnitt 5,6 Betten pro Ärztin und Arzt zu betreuen waren. Durch die zusätzliche Systemisierung von Ärzte- und Ärztinnendienstposten konnte der Durchschnitt auf 4,65 Betten pro Ärztin und Arzt gesenkt werden. Was sagt uns das jetzt 4,75. Das sagt uns natürlich, wenn es einfach nur so dasteht, nichts, sagt uns aber sehr viel im Vergleich, und daher möchte ich Ihnen die Vergleichszahlen, die Sie ja kennen, aber trotzdem es ist wichtig, das auch festzulegen, während im Otto-Wagner-Spital ein Arzt, eine Ärztin 4,75 Betten zu betreuen hat, sind es im Landeskrankenhaus Klagenfurt pro Arzt 8,54, in der Doppler-Klinik Salzburg in der ersten Psychiatrie 5,79, in der Wagner-Jauregg-Klinik 10, in der zweiten Psychiatrie 10, in der Wagner-Jauregg-Klinik in der ersten Psychiatrie 8,57, in der zweiten Psychiatrie 7,99. Und ich wiederhole noch einmal: Im Otto-Wagner-Spital sind es 4,75 Betten pro Arzt und Ärztin und da sage ich, der Vergleich macht mich sicher.

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die erste Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Dr Pilz.

GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Danke, Herr Vorsitzender. Sie haben hier jetzt eine Reihe von Zahlen vorgelesen, die offensichtlich mit der täglichen Wirklichkeit der Ärzte und Ärztinnen im Otto-Wagner-Spital relativ wenig zu tun hat, denn sonst wäre der … nicht zu erklären, dass die Dienstplanverantwortlichen………..

26. Nov. 2008, 10.10 Uhr

… täglichen Wirklichkeit der Ärzte und Ärztinnen im Otto‑Wagner‑Spital relativ wenig zu tun hat, denn sonst wäre es sehr gescheit nicht zu erklären, dass die Dienstplanverantwortlichen der Regionalprimate 1 bis 6 zu Beginn dieses Monats November 2008 im Dienstweg an ihre Vorgesetzten mit dem Ersuchen um Weitergabe an Dr Herbeck und Dr Marhold gerichtet haben. Davon wird gesprochen, dass in den letzten zweieinhalb Jahren 20 Fachärzte das Haus verlassen haben, dass der Personalmangel … seinen Folgen und ich zitiere aus dem Schreiben: Nicht Besetzbarkeit von Dienstlisten, mangelnde Tagespräsenz, Doppelversorgung von Primariaten, Defizite in der Ausbildungsqualität, Vermehrte Erschöpfung der Dienstmannschaften, Burnout, Krankenstände zu Folge hat und dass die Ärzte nicht mehr in der Lage sind die geforderten Mehrleistungen zu erbringen und das als Worstcaseszenario und das schreiben nicht etwa irgendwelche einzelne Querulanten, sondern die Dienstplanverantwortlichen. Worstcaseszenario Schließung von Abteilungen und Verteilung des Personals und der Patienten und Patientinnen auf die restlichen Abteilungen.

Wie können Sie angesichts dieses Hilfeschreies Ihres Personals davon sprechen, dass wir gut aufgestellt sind?

Vorsitzender Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!

StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin!

Ich habe Ihnen nicht irgendwelche Zahlen vorgelesen, sondern ich habe Ihnen Zahlen vorgelesen, die sozusagen in Ihre selektiven Wahrnehmung nicht durchdringen wollen und ich bin auch überzeugt davon, dass ich nicht durchdringen werde, weil nicht sein kann, dass nichts sein darf, denn wenn die Realität die ist, dass in Wien im Otto‑Wagner‑Spital ein Arzt, eine Ärztin 4,75 Betten zu betreuen hat, während es und ich wiederhole es noch einmal in anderen Abteilungen, in anderen Abteilungen in den Bundesländern zwischen, das ist das Mindeste, 5,75 bis 10 Betten zu betreuen sind, sind das nicht irgendwelche Zahlen, sondern ist das schlicht und ergreifend die Realität.

Was den Brief betrifft ist das auch wieder ein Lehrbeispiel der selektiven Wahrnehmung. Dieser Brief ist nämlich nicht aus dem Nichts gekommen, sondern war ein Auftrag der kollegialen Führung, ganz besonders der ärztlichen Direktorin an die Ärztinnen und Ärzte, an die Primarärztinnen und –ärzte, an die Vertreterinnen und Vertreter des Mittelbaues. Ich … diese Frage insbesondere, was die Dienstplaneinteilung betrifft, zu widmen und das ist ein Schreiben, das rund vier Seiten hat, wo eine halbe Seite darstellt, dass es Probleme gibt, wo es auch Burnout gibt. Die Kollegin Ramskogler hat gestern schon gesagt, wenn man Ihnen zuhört könnte man glauben Burnout gibt es erst seit einem Jahr und wurde erfunden im Otto‑Wagner‑Spital und gibt es auch nur bei Psychiaterinnen und Psychiatern. Das ist nicht der Fall, sondern das ist eine Erkrankung, die es geben kann, ja die es auch unter Psychiaterinnen und Psychiater geben kann, die es aber auch unter Putzfrauen geben kann und unter Kranfahrern geben kann und unter Hausfrauen geben kann und unter Managern geben kann. Also das ist individuell tragisch, aber ist kein Spezifikum von Psychiaterinnen und Psychiatern.

Aber um sozusagen noch auf die Frage der selektiven Wahrnehmung zurückzukommen. Es ist ein Brief, der rund vier Seiten umfasst, wo auf einer halbe Seite das, was Sie immer zitieren dargelegt wird und dann dreieinhalb Seiten, die im Auftrag der kollegialen Führung dargestellt werden unterschiedliche Modelle, die zu einer Verbesserung beziehungsweise Lösung der Situation führen. Und im Bezug auf die Anforderungen der Ärztinnen und Ärzte möchte ich darauf hinweisen, dass hinsichtlich der Leistungszahlen die stationären Aufnahmen von 2006 auf 2007 geringfügig um 0,75 Prozent gestiegen sind, also das heißt, da ist eine maßgebliche Mehrbelastung im Nachtdienst daher nicht abzuleiten. 2008 gibt es eine sinkende Tendenz. Es gibt rund 5 Prozent weniger stationäre Aufnahmen, allerdings, allerdings ist im Ambulanzenbereich die Zahl der Begutachtungen deutlich gestiegen. Der Vergleich der Krankenstandstage der Ärztinnen und Ärzte im Otto‑Wagner‑Spital von 2006 bis 2008 inklusive Oktober zeigt folgendes Bild. Es gab insgesamt 822 Krankenstandstage. 2006 waren es 10,5 pro Ärztin oder Arzt, 2007 stiegen diese Werte auf 16,2 und bis Oktober 2008 sind sie wieder gesunken auf 13 Krankenstandstage pro Ärztin und pro Arzt. Das genannte Schreiben nimmt allerdings fast ausschließlich Bezug auf die Tatsache der nicht vollständig mit Fachärztinnen und Fachärzten besetzten Diensträder an der 3. und 6. Psychiatrischen Abteilung und es wird aber in diesem Schreiben, ich habe es schon gesagt, neben des Aufrisses, wo es Probleme gibt, sehr lange, nämlich rund dreieinhalb Seiten eine umfassende Darstellung von Ideen unterbreitet, die im Auftrag der kollegialen Führung, nicht als ein subversives Element, wo sich Menschen zusammengerottet haben, Sie haben vollkommen Recht, keine Querulanten, sondern im Auftrag der kollegialen Führung, insbesondere der ärztlichen Direktorin wurde das erarbeitet eine Reihe von Ideen, die zu einer schrittweisen Vermehrung der Entlastung der nachtdiensthabenden FachärztInnen beitragen kann. Unter Beachtung dienstlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen wurde eine gemeinsame Vorgangsweise, sogenannte facharztgleiche Dienste in der Psychiatrie entwickelt, gemeinsam mit denen diesen Brief auch geschrieben haben. Ärztinnen und Ärzte am Ende ihrer Facharztausbildung mit erfolgreich absolvierter Fachärztinnen‑, Facharztprüfung werden aufgrund ihres Wissens und ihrer Erfahrung und der Supervision von Fachärztinnen und Fachärzten der anderen Abteilungen, die entsprechend nominiert sind zur Entlastung dieser beiden Stationen im Nachtdienst eingesetzt. Alle diese Maßnahmen, die jetzt gesetzt wurden sind mit dem Dienstplanverantwortlichen Ärztinnen und Ärzten … Es ist auch gar nichts Besonderes, sondern ganz normal, dass bei solchen Vorschlägen die Weiterleitung an die zuständige Direktorin erfolgt, weil ja die natürlich die Gesamtverantwortung darüber auch trägt und gleichzeitig und das habe ich in meiner vorigen Beantwortung auch schon gesagt, wurden sechs weitere Ausbildungsstellen zur Ausbildung zukünftiger Fachärztinnen und Fachärzte bei der Wiener Ärztekammer beantragt. Ich rechne demnächst mit einer Zustimmung diesbezüglich. Aufgrund der Rahmenbedingung zur Anerkennung von Ausbildungsstellen muss eine ausreichende Anzahl von Fachärztinnen und Fachärzten vorhanden sein und das ist im Otto‑Wagner‑Spital gewährleistet.

Vorsitzender Godwin Schuster: Danke.

Die zweite Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Korosec. Bitte.

GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin!

Wir haben jetzt schon Monate vorbei und wir haben sehr viele Zeuginnen und Zeugen gehört und überall kommt durch, dass einfach ein Ärztemangel und ein Mangel an Fachkräften vorhanden ist. Da waren ja alle möglichen Studien gemacht worden und im Grunde genommen ist es negiert worden. Jetzt hat sich gerade bei den Fachärzten ergeben, dass in den letzten zwei Jahren von 43 Fachärzten 19 Fachärzte weggegangen sind und muss aber auch eine Aussage eines Zeugen, der gemeint hat, es ist eigentlich von der finanziellen Seite her unverständlich, weil in Niederösterreich wird weniger bezahlt als in Wien auf der einen Seite und andererseits ist der Weg weiter. Trotzdem verlassen fast 50 Prozent der Fachärzte das Otto‑Wagner‑Spital. Und in der vorigen Woche war Frau Dr Herbeck als Zeugin geladen und ich habe sie gefragt, ob sie das als normal empfindet, ja. Und die Antwort von der Frau Dr Herbeck war: Ja, 50 Prozent Abgang innerhalb von zwei Jahren sei für sie normal.

Und jetzt möchte ich Sie als Stadträtin fragen, ob Sie das auch so sehen?

Vorsitzender Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!

StRin Mag Sonja Wehsely:

Erstens, es sind nicht 50 Prozent weggegangen. Zweitens, die Frau Dr Herbeck hat niemals gesagt, dass sie einen Abgang von 50 Prozent normal findet und Drittens, nein es ist nicht normal.

Vorsitzender Godwin Schuster:

Die dritte Zusatzfrage wird gestellt von GR Lasar. Bitte schön.

GR David Lasar (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!

Ich habe auch bezüglich Otto‑Wagner‑Spital eine Frage.

Sind dort die im Turnus befindlichen Ärzte auch tatsächlich zukünftige Psychiater oder wollen Sie diese Turnusärzte dann in ein anderes Fach wechseln, was ja sehr wichtig jetzt wäre?

Vorsitzender Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!

StRin Mag Sonja Wehsely:

Na ja, das müssen natürlich die Ärztinnen und Ärzte selbst entscheiden. Worum wir uns bemühen seit vielen Jahren und jetzt sozusagen mit dieser Schaffung von sechs zusätzlichen Facharztstellen natürlich auch ist, möglichst viele davon auch zu gewinnen Psychiaterinnen und Psychiater zu werden, aber das muss natürlich die individuelle Entscheidung, wir haben auch, ich habe das in der vorigen Anfrage an den Herrn Kollegen Ebinger beantwortet, zusätzliche FachärztInnen und Facharztstellen für Kinder‑ und Jugendpsychiater geschaffen. Auch hier geht es sozusagen darum Menschen dafür zu gewinnen das zu machen. Ich gehe sicher davon aus, dass wir die Facharztstellen auch besetzen können.

Vorsitzender Godwin Schuster: Danke.

Wir kommen nun zur letzten Zusatzfrage. Wird gestellt von Frau GRin Dr Pilz. Bitte schön.

GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!

Ich bin sicher, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Otto‑Wagner‑Spital werden beeindruckt sein, wenn sie lesen, dass sie, wenn sie klar und deutlich sagen, dass sie erschöpft sind, weil sie einen und so steht es hier, chronifizierten Personalmangel haben. Wenn Sie dann sagen, na Burnout haben eh eigentlich alle Berufsgruppen, auch die Putzfrauen. Also ich bin interessiert, ob man möglicherweise das als zynisch empfindet. Ich könnte es mir vorstellen. Ich möchte Ihnen daher die Frage stellen nachdem hier und Sie haben davon gesprochen, dass hier Lösungsvorschläge seitens des Personals hier erarbeitet wurden …

26.11.2008, 10.20 Uhr

………. die Frage stellen, nachdem hier, und Sie haben davon gesprochen, dass hier Lösungsvorschläge seitens des Personals hier erarbeitet wurden. Ein Lösungsvorschlag für diese Erschöpfungssituation, für diese Überarbeitungssituation, für die Angst vor Übernahmefahrlässigkeit, davor, dass man Dinge macht, für die man nicht gerüstet ist. Als einen Lösungsvorschlag schlagen die Dienstplanverantwortlichen vor, die Einbindung der Primarärzte und –ärztinnen in die Diensträder, weil die Führungskräfte ja fachlich dazu imstande sind, werden Sie diesem Vorschlag naheträten.

Vorsitzender Godwin Schuster: Bitte Frau Stadträtin!

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Dr Pilz, wenn hier jemand zynisch ist, dann sind es Sie. Ich lasse mir von Ihnen nicht das Wort im Mund umdrehen. Wenn das in Ihrer Fraktion üblich und gewünscht ist, soll es so sein.

Ich habe nicht gesagt, dass es egal ist, wenn jemand von einem Burnout betroffen ist. Wogegen ich mich nur verwehre, ist Ihre Darstellung, dass die Tatsache, dass – und es ist für mich nicht nachvollziehbar, ob das ist, ich bin keine Psychiaterin und auch keine Psychologin, die das konstatieren kann, ob jemand ein Burnout hat oder nicht – dass Burnout natürlich eine Erkrankung ist, die behandelt gehört, die aber ein Spezifikum ist, von Psychiaterinnen und Psychiatern, und dass Sie sich hier herstellen und schon gestern auch hergestellt haben im Rahmen der Budgetdebatte und so getan haben, als ob das etwas ist, dass es ausschließlich in diesem Bereich gibt, und das daher zurückzuführen sein muss, auf unerträgliche Arbeitsbedingungen, das ist das, was ich gesagt habe, nicht mehr und nicht weniger. Ich habe den Vergleich, den Sie dargestellt haben, ich würde das sozusagen herabmachen, als etwas, was nicht wichtig ist, nicht getan, sondern ich habe nur dargestellt, was die Realität ist, dass in vielen anderen Lebensbereichen, und zwar unabhängig von der Frage der objektiven Belastung Burnout-Situationen und –Erkrankungen entstehen können.

Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Otto-Wagner-Spitals eines nicht brauchen und auch nicht wünschen ist, dass Ihre Art und Weise der Verunsicherung, Ihre Art und Weise des Verunsicherns der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und da ist wieder die selektive Wahrnehmung, die teilweise sich jetzt sozusagen erfreulicherweise schon wieder gefasst haben, aber sehr verunsichert waren, ihre Frage ihre Kompetenz auch so ausüben zu können, wie sie sie haben, weil sie verunsichert waren durch Ihre Skandalisierung und Ihr Vorgehen. Ich bin froh, dass wir jetzt zumindest da einen Konsens gefunden, dass offensichtlich, wie Sie jetzt zitiert haben, in diesem Schreiben Lösungsvorschläge drinnen sind, die nicht aus dem Nichts gekommen sind, ich wiederhole es noch einmal, aufgrund des Auftrages der kollektiven Führung, insbesonders der Ärztlichen Direktorin, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Primarärztinnen und Primarärzte, Mittelbauvertreterinnen ergangen sind, wo in diesem Brief Probleme dargestellt werden in rund einer halben Seite und dann sehr konstruktiv von den Kolleginnen und Kollegen in dreieinhalb Seiten Lösungsvorschläge gemacht werden, und dieser eine Lösungsvorschlag neben einem anderen, der schon fertig vereinbart ist mit der Frau Dr Herbeck und der Ärztlichen Direktion, wird ja selbstverständlich diese Frage auch geprüft, weil ja der Auftrag der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergangen ist und die Mitarbeiter Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort sind, für den Krankenanstaltenverbund sehr, sehr wichtig ist und auch sehr richtungsweisend ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Vorsitzender Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung dieser Frage. Die Fragestunde ist damit beendet.

Was am 12.11. in der U-Kommission zum Psychiatrieskandal war

Hier wieder die Protokolle fürs Nachtkasterl 😉

Gute Unterhaltung!

Direktorin Herbeck verleugnet die Realität

In der heutigen Sitzung der Untersuchungskommision hat der Turnusärztevertreter im psychiatrischen Zentrum im OWS – Dr. Roland Grassl – massiv auf den Personalmangel im ärztlichen Bereich hingewiesen. Die KollegInnen würden am Limit ihrer Belastbarkeit arbeiten. Noch zu Beginn des Jahres 2008 konnte an keiner einzigen Abteilung in der Psychiatrie die Mindestbesetzung mit FachärztInnen gewährleistet werden. Seit Beginn der Untersuchungskommission wurden vermehrt TurnusärztInnen in der Psychiatrie angestellt. Die dringend benötigten – aber noch unausgebildeten – KollegInnen verstärken nun die ärztliche Präsenz.
Die wenigen FachärztInnen stehen unter großem Druck, die noch unerfahrenen ÄrztInnen schnellst möglich auszubilden.
Allerdings wird die vollständige Ausbildung noch Jahre dauern. Es wäre dringend an der Zeit, das der KAV initiativ wird und die Primarii verpflichtet, in dieser kritischen Personalsituation, ebenfalls Nachtdienste zu leisten. Außerdem sollte der KAV ein attraktives Angebot erstellen, um FachärztInnen für die Psychiatrie im OWS zu gewinnen.
All diese Probleme sieht die zuständige Direktorin Herbek nicht.
Konfrontiert mit einem brandaktuellen Schreiben von den dienstplanerstellenden ÄrztInnen, die sich außerstande sehen, die Nachtdienste (von 13 Uhr bis 9 Uhr früh) im Otto Wagner Spital ausreichend mit FachärztInnen zu besetzen, antwortete die zuständige Managerin des KAV mit Realitätsverleugnung. In dem Schreiben heißt es zu den Folgen des Personalmangels für die Ärzteschaft: „Defizite in der Ausbildungsqualität, vermehrte Erschöpfung, Burn out, Krankenstände (..)“. Weiter sprechen die ÄrztInnen von drohender Einlassungsfahrlässigkeit im Umgang mit PatientInnen und Einbußen in der Basisversorgung. Als „worst case scenario“ stellen die PsychiaterInnen die Notwendigkeit der Schließung von Abteilungen in Aussicht.
Die verantwortliche Direktorin Herbek musste eingestehen, dass ihr dieser Brief bekannt ist. Sie weigerte sich, die darin geschilderten Zustände als Realität anzuerkennen und qualifizierte den Hilfeschrei der ÄrztInnen als Einzelmeinung ab.
Hiermit bewies Herbek wieder einmal die Elfenbeinturmmentalität der Unternehmensführung im KAV nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

23. Sitzung der Untersuchungskommission – Donnerstag 20.11.

Am Donnerstag, dem 20. November 2008, um 9.30 Uhr, findet die 23. Sitzung der Untersuchungskommission
des Wiener Gemeinderates „Gravierende Missstände in der Versorgung
von psychiatrischen PatientInnen im Verantwortungsbereich der Gemeinde
Wien“ im
Rathaus, Arkadenhof, EG, Top 24,
statt.

Tagesordnung:
1) Zeugeneinvernahme von Herrn Dr. Roland Grassl
2) Zeugeneinvernahme von Frau Direktorin Dr. Susanne Herbek
3) Allfälliges

Der KAV geht wissentlich hohes Risiko für PatientInnen ein

In der heutigen Sitzung der Untersuchungskommission gab Frau Generaloberin Charlotte Staudinger einen Einblick in Abgründe.

ObwohlFrau Staudinger für die Qualitätsfragen im KAV leitend zuständig ist, weißt sie jede Verantwortung für konkrete Schritte in Richtung mehr PatientInnensicherheit und bessere Versorgung weit von sich. Bei Hinweisen auf bereits eingetretene PatientInnenschäden, Behandlungs- oder Pflegefehler und Missstände wird lediglich auf die fachliche Verantwortlichkeit in den jeweiligen Häusern des KAV verwiesen.

Das KAV-Management sieht sich weder für die Lösung struktureller Probleme noch für Fragen eines evtl. Organisationsverschuldens bei eingetreten Schäden zuständig. Immer wenn sich Fragen konkret auf Mängel in der Personalausstattung oder auf Behandlungs- und Pflegefehler bezogen, konnte Frau Staudinger nur auf Projekte, Befragungen und Kompetenzen die nicht in ihrem Geschäftsbereich liegen verweisen. Nicht in einem einzigen Fall, konnte sie konkrete Maßnahmen benennen, die das Qualitätsmanagement des KAV aus organisatorischem und/oder personellem Fehlverhalten für das Unternehmunen gezogen hat.

Das Gegenteil ist der Fall: Die oberste Qualitätsbeauftragte des KAV bestätigt, dass für die psychiatrischen PatientInnen in Wien nicht garantiert ist, dass auf allen Abteilungen Mindest-Sicherheitsstandards eingehalten werden können. Während im SMZ-Ost und im AKH eine 1 : 1 Betreuung oder Monitorüberwachung von fixierten PatientInnen generell üblich ist, kann diese im OWS aufgrund von Personal- und Infrastrukturmangel nicht geboten werden. Dieses hohe Risiko für die PatientInnen wird vom KAV -Management seit Jahrzehnten wissentlich in Kauf genommen. Diese eindeutige Organisationsverantwortung, wird dem vor-Ort-tätigem-Personal in die Schuhe geschoben. Unter dem Motto „Therapiefreiheit des Arztes“ werden ungleiche Sicherheitsstandards in der Versorgung der PatientInnen gerechtfertigt. Es kann nur als zynisch bezeichnet werden, wenn das nicht zur Verfügung stellen von unbedingt notwendigem Personal und Infrastruktur durch den KAV, das den PatientInnen einem hohem Risiko aussetzt, mit der „Therapiefreiheit des Arztes“ gerechtfertigt wird. Nach dem Verständnis von Frau Staudinger verhindert nicht der Mangel allgemein gültige Mindestsicherheits-Standards in allen KAV-Häusern sondern der „therapiefreie Arzt“.

Frau Generaloberin Staudinger befand sich mit dieser Haltung heute in bester Gesellschaft. Oberpfleger Harald STEFAN vom OWS malte den psychiatrischen Alltag im OWS in den rosigsten Farben. Das Bild einer nur empathischen und bestens mit Personal ausgestatteten Psychiatrie, die sich täglich verbessert wurde von ihm gezeichnet. Interne mails, die von „gefährlicher Pflege“, „Überforderung von Personal, „zu vielen angeordneten Überstunden, „nicht zu besetzenden Diensträdern“ berichten wurden von Herrn Stefan in weitschweifigen Worten verharmlost. Pikanter Weise war ein Großteil dieser mails von ihm selbst an die Kollegiale Führung geschrieben worden.

Von der chronischen Überforderung des Psychiatriepersonals

In der letzten Sitzung der Untersuchungskommission habe ich den Personalvertreter Binder zu dem Brief befragt, in dem die unzumutbare Arbeitssituation des Pflegepersonals im Otto-Wagner-Spital beschrieben hatte. Die Personalsituation des psychiatrischen Zentrums ist seit Monaten aufs Äußerste angespannt, lange Krankenstände, längerfristig unbesetzte ÄrztInnenstellen und allgemeiner FachärztInnenmangel und so weiter. Die chronische Überforderung gefährdet PatientInnen.Seine Antwort ist im Protokoll nachzulesen, Seite 15.

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Mittwoch 12. Nov. – 22. Sitzung der Untersuchungskommision

Am Mittwoch, dem 12. November 2008, um 9.30 Uhr, findet die 22. Sitzung der Untersuchungskommission
des Wiener Gemeinderates „Gravierende Missstände in der Versorgung
von psychiatrischen PatientInnen im Verantwortungsbereich der Gemeinde Wien“ im
Rathaus, Arkadenhof, EG, Top 24,
statt.

Tagesordnung:
1) Zeugeneinvernahme von Herrn akad. Pflegemanager MSc. Harald STEFAN
2) Zeugeneinvernahme von Frau Generaloberin Charlotte Staudinger
3) Allfälliges

Keine 1:1 Betreuung von fixierten PatientInnen möglich

In der heutigen Sitzung der Untersuchungskommission hat Herr Werner Binder (Personalvertreter im OWS von der FSG) bestätigt, dass in der Psychiatrie im OWS aufgrund des Personalmangels bei mechanisch fixierten PatientInnen keine state-of-the-art Versorgung geboten werden kann. Nur in Ausnahmesituationen ist eine 1 : 1 Überwachung möglich. Für eine generelle 1 : 1 Betreuung im OWS fehlt das Personal.

Ohnehin wäre es immer wieder schwierig an den psychiatrischen Abteilungen auch nur die Mindestbesetzung mit Personal zu gewährleisten. Gerade beim Pflegepersonal sind viele Beschäftigte schon sehr lange im Beruf tätig und die körperlich und psychisch schwere Pflegearbeit hat Spuren hinterlassen. Viele ältere Beschäftigte sind teilweise in ihrer Arbeitsleistung eingeschränkt und nicht mehr voll einsetzbar. Dennoch zählen diese MitarbeiterInnn als vollwertige Kräfte lt. Personalbedarfsberechnung. Ständige Überlastung und ein Übermaß an angeordneten Überstunden, sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich sind die Regel. Die angefallenen Überstunden können aufgrund der knappen Personalsituation – vor allem im Bereich der FachärztInnen – oft nicht in Freizeit konsumiert werden. Es ist einleuchtend, dass diese Arbeitsbedingungen dazu beitragen, dass in den letzten Jahren geradezu eine Kündigungswelle unter den FachärztInnen in der Psychiatrie am OWS stattgefunden hat.

„Ja, es ist einfach so, dass es da keinen vorgesehenen Meldeweg gibt…“

Erinnern Sie sich? Im Otto-Wagner-Spital hatte es ja 2003 und 2005 zwei Brandunfälle gegeben. Doch die PatientInnenanwaltschaft erfuhr das nicht automatisch. Lesen Sie, was die Psychiatrie-Patientenanwältin Beatrix Kaufmann in der Untersuchungskommission dazu sagte:

Dr. Pilz: Ich versuche jetzt in die Situation der PatientIn zu steigen. Da weiß ich dann, wenn ich mir dessen bewusst bin, da ist jemand, der schaut auf meine Rechte, während ich hier fixiert bin oder im Netzbett bin. Dann passiert etwas, weil es z.B. keine Sitzwache gegeben hat, weil z.B. eine MitpatientIn mich verletzen konnte und die, die auf mich aufpassen sollten, erfahren nichts und sind nicht mehr zuständig. Wenn ich mir das jetzt so ganz konkret vorstelle.

Mag. Kaufmann: Wir sind nicht die, die auf die PatientInnen aufpassen sollten. Sondern, wir sind die Vertretung der PatientInnen.

Dr. Pilz: Okay! Das lasse ich mir gerne präzisieren. Also, meine Vertretung, wenn ich eine untergebrachte PatientIn bin, erfährt nicht, dass mir so etwas unfassbar Schlimmes passiert ist?

Mag. Kaufmann: Ja, es ist einfach so, dass es da keinen vorgesehenen Meldeweg gibt. Das ist Tatsache.

Dr. Pilz: Konkret hat man bei der Dame, die zu einem Drittel verbrannt wurde, gesagt, „die Unterbringung ist jetzt eh aus, weil sie ist im AKH“ und hat es Ihnen nicht kommuniziert? War das so oder habe ich das jetzt falsch verstanden?

Mag. Kaufmann: Das war so. Wir haben dann sozusagen im Laufe der nächsten Tage durch Kommunikation auf der Station sozusagen dann vom Personal erfahren, was passiert ist. Und dann einige Zeit später offiziell von der Abteilungsleitung.

Dr. Pilz: Und im anderen Fall hat der Patient Ihnen das mitgeteilt?

Mag. Kaufmann: Genau ja.

Protokolle zum download