Reformen in der Kinderpsychiatrie – eine Sysiphusarbeit !

Primar Ernst Berger hat bei seiner gestrigen Zeugenaussage in der Untersuchungskommission von jahrelanger Sysiphusarbeit für die Kinderpsychiatrie berichtet. Man erinnere sich: Sysiphus wurde von den Göttern dazu verurteilt, einen Felsblock auf einen Berg hinaufzuwälzen. Diese Arbeit mußte er ständig von neuem verrichten, da der Stein bei Erreichen des Gipfels sofort wieder in die Tiefe stürzte.

Nicht anders erging es Berger mit seinem Projekt zur Reformierung der Mangelzustände in der stationären und ambulanten Versorgung psychisch kranker Kinder, für das er von Stadträtin Pittermann 2001beauftragt worden war und das unter Stadträtin Brauner 2005 nahezu ergebnislos beendet wurde. Auf die Frage der Grünen, warum sein Befund über die Mängel in der ambulanten mittel- und langfristigen Betreuung und über die gravierenden Defizite bei Liaisondiensten für sozialpädagogische Einrichtungen ohne politische Konsequenz blieb, meinte Berger, dass in der Amtszeit von Stadträtin Brauner eine Stagnation der Reformen zu verzeichnen war.

Der neuerliche Auftragsbericht zur kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung, den die Professoren Berger und Friedrich 2007 an Stadträtin Wehsely vorlegten, zeigt, dass die politisch Verantwortlichen auch nach 2005 nichts unternommen hatten und sich dadurch die Stagnation chronifiziert und verschärft hatte: der Mangel im ambulanten Sektor, insbesondere im Verantwortungsbereich der Jugendwohlfahrt war weiter ungelöst, dazu stieg der Druck im stationären Bereich unerträglich an: die Kinderpsychiatrischen Abteilungen mussten vermehrt Minderjährige an die Erwachsenenpsychiatrie zuweisen, weil ihre Kapazitäten erschöpft waren. Stundenlange nächtliche Fahrten im Rettungsauto und entwürdigende vergebliche Wartezeiten in Aufnahmestationen wurden den schwerkranken Kindern zugemutet, weil sie an allen für sie zuständigen Einrichtungen weitergeschickt wurden.

Obwohl den Gesundheitsstadträtinnen diese Zustände seit Jahren bekannt sind, wird es auch weiterhin Zuweisungen an die Erwachsenenpsychiatrie geben. Dass eine derartige Fehlunterbringung für Minderjährige ein Trauma und ein Schock sein kann, hatte Prof. Friedrich bei seiner Einvernahme klar klar gestellt. Wehsely nimmt diese besorgniserregende Konsequenz wissentlich in Kauf.