Soll das der Wahrheitfindung dienen?

Die SPÖ Fraktion hat den Psychiater Dr. Rudas vor die Untersuchungskommission geladen. Das Interesse der roten Kommissionsmitglieder galt aber keineswegs der Aufklärung von Missständen in der ambulanten Betreuung durch den Psychosozialen Dienst, dessen Chefarzt Rudas ist: juristische Tricks sollen die Präsidentin des PSD (das ist die jeweilig amtierende Gesundheitsstadträtin) davor bewahren, sich für Versäumnisse und Defizite in ihrer Veratwortung für den PSD rechtfertigen zu müssen.

Um den heißen Brei herum geredet

So war Rudas eingeladen, statt zu seiner konkreten Tätigkeit im PSD mehr als zwei Stunden lang über die Leistungen der Psychiatrie in Wien im allgemeinen zu referieren. Er sprach ausführlich von den bahnbrechenden Erfolgen der Psychiatriereform und präsentierte sogar einschlägige lobende Artikel aus deutschen Qualtitätszeitungen. Die Sache hat nur einen kleinen Haken: die Verdienste um die Wiener Psychiatrie sind so angejahrt, wie die Pressemeldungen, die uns beeindrucken sollten: mehr als dreissig Jahre!

Wie ist es um eine Stadtregierung bestellt, die es nötig hat, die Lorbeeren der Großväter als heutige Leistungen zu verkaufen?Aus dem aktuellen Jahrtausend nämlich konnte Rudas von keinen bahnbrechenden Reformen in der Wiener Psychiatrie berichten –zu den konkreten Vorwürfen gegen den PSD wollte er schon garnichts sagen.

Mit Betroffen wird nicht gesprochen, sie sollen therapiert werden

Nicht nur das: Frau Mag. A, deren Schwester 2005 durch Suzid ums Leben gekommen ist und die damals angesichts der drohenden Lebensgefahr beim PSD Notdienst vergeblich um sofortige Hilfe für die Kranke gefleht hatte, wollte mit dem Chefarzt im Vorfeld zur seiner Einvernahme vor der Kommission ein Gespräch führen. Er sollte den Fragen der Grünen zur Rolle des PSD in diesem traurigen Fall informiert gegenübertreten.

Chefarzt Rudas gewährte Frau Mag. A. trotz mehrmaliger Anrufe keinen Termin in der Woche vor seiner Einvernahme. In der Untersuchungskommission von den Grünen dazu befragt, rechtfertigte er sich, dass die Besprechung mit der Angehörigen „therapeutischen“ Charakter hätte und nichts mit der Politik zu tun haben dürfe. Offensichtlich unterstellt er , dass die Betroffene, im übrigen Juristin von Beruf, eine „Therapie“ wünschen oder brauchen würde: In dem Gespräch, das nun für die nächste Woche anberaumt ist, wird es aber, so Frau Mag. A ausschließlich um die Frage gehen, wie sich der PSD gegenüber den Vorwürfen, sein Notdienst hätte durch Fehleinschätzung und Untätigkeit den Tod der Schwester mitverschuldet, verantworten wird. Eine Vereinnahmung durch Rudas als therapiebedürftige Klientin wird die Juristin nicht zulassen.