In der neunten Sitzung geht es um die Kinder in der Psychiatrie und um moderne Versorgungskonzepte

Am Freitag, dem 6. Juni 2008, um 9.30 Uhr, findet die neunte Sitzung der Untersuchungskommission
des Wiener Gemeinderates „Gravierende Missstände in der Versorgung
von psychiatrischen PatientInnen im Verantwortungsbereich der Gemeinde
Wien“ im
Rathaus, Arkadenhof, EG, Top 24,
statt.

Tagesordnung:
1) Vortrag von Herrn Univ.-Prof. Dr. Max FRIEDRICH
2) Vortrag von Frau Univ.-Prof. Dr. Michaela Amering
3) Allfälliges

Die Wahrheit ist der Stadträtin für Gesundheit zumutbar

Herr Oberarzt Zeyringer fand klare Worte über die Personalsituation im OWS: seit Jahrzehnten herrscht drückender Mangel. Drei Studien wurden in den Jahren 1998, 2004 und 2007 intern erstellt, die belegen, dass die Psychiatrie im OWS nicht einmal die bescheidene ärztliche Ausstattung erreicht, die die deutsche PsychPV verlangt. Bei TherapeutInnen ist der personelle Notstand noch viel größer. Erst zu Jahresbeginn 2008 wurden 18 ÄrztInnen- Dienstposten zugesagt, besetzt werden sie peu à peu, allerdings ausschließlich mit TurnusärztInnen. TherapeutInnen-Aufstockung? Weiter Fehlanzeige.

GR Deutsch – sichtlich betroffen von dem klaren und in seiner ruhigen Analyse beeindruckendem Statement des Zeugen – wollte mit den Zahlen des ÖBIG , das von einer gut durchschnittlichen ärztliche Personalausstattung im OWS spricht, der niederschmetternden Botschaft entgegenhalten. Dr. Zeyringer gab in seiner Antwort ein Rechenbeispiel aus einer eigenen Abteilung und zog alle diejenigen ÄrztInnen ab, die „virtuell“ am Bett präsent sind: also die vakanten Posten, die abwesenden Verbindungsdienste, die Dauerkrankenstände, die unbesetzten Karenzen etc. Den Fakten hielt die ÖBIG Statistik keinesfalls stand. An der Basis arbeitet knapp Zweidrittel der vom ÖBIG veranschlagten Personalzahl. “ Die Psychiatrie ist Beziehungsmedizin, da hilft es nicht, wenn die Ärteschaft am Papier vorhanden ist und wir in den Regionalabteilungen nur 12 Minuten pro Woche Zeit für die einzelnen PatientInnen haben!“ sagt Zeyringer.

Dr. Zeyringer präsentierte sich als ein Zeuge mit hoher Sachkompetenz und Furchtlosigkeit. Zu Beginn sprach er von dem Druck, der auf ihm lastet, weil er vor der Kommission aussagen würde. Er sprach davon, dass er Sorge hätte, dieser Auftritt wäre seiner weiteren beruflichen Zukunft abträglich.

Diese Angst hielt ihn aber nicht davon ab, klar und kompromisslos die Missstände zu benennen, die er im Alltag erlebt und die er für die Studie objektiviert hat. Dr. Zeyringer ist ein Aufrechter. Einer, der sicherlich all denjenigen MitarbeiterInnen Mut machen wird, die meinen, dass man auf die unerträglichen Arbeitsverhältnisse nur mit Ohnmacht reagieren kann.

Sigrid Pilz

Die Grünen werden beobachten, ob Courage zu beruflichen Benachteiligungen führt. Frau Stadträtin Wehsely und der KAV werden gut daran tun, den Boten nicht für die Botschaft zu beschuldigen. Die Wahrheit ist Frau Wehsely zumutbar.